Technik, Trends sowie Tatkraft vereint
RATL 2025: Mit Live-Demos die Basis für Investitionen liefern
KARLSRUHE (SR). Vom 9. bis 11. Oktober 2025 gibt die Messe Karlsruhe den Takt im Abbruch , Recycling sowie im Tiefbau vor: Dann steigt die RATL mit Aktionsflächen, Musterbaustellen und zahlreichen Live-Demos bei den rund 250 Ausstellern. Olivia Hogenmüller, Team Lead Bau & Umwelt bei der Messe Karlsruhe sowie Projektleiterin der RATL, gibt Einblicke über den Charakter und die Ausrichtung der Fachmesse. Einer der 250 Aussteller ist Zeppelin – das Unternehmen wird sich ebenfalls dort mit Cat Baumaschinen präsentieren und aufzeigen, welche Antworten Kunden rund um Kreislaufwirtschaft sowie im Tiefbau erwarten können. Mit Olivia Hogenmüller haben sich Marc Kallies, der Zeppelin Messestandleiter und Niederlassungsleiter Freiburg, und die Redaktion Baublatt über die Entwicklung der RATL sowie ihr symbiotisches Zusammenspiel zwischen Bau- und Recyclingwirtschaft ausgetauscht.
Baublatt: Welche Impulse wollen Sie mit der Doppelmesse RATL setzen?
Olivia Hogenmüller: Früher hieß es: Zwei Messen - ein Standort - ein Datum. Von der Bezeichnung „Doppelmesse“ haben wir uns im Zuge unseres Marken-Relaunchs kontinuierlich entfernt, weil wir die Themen enger verzahnen und die Recycling aktiv und Tiefbau live als eine Marke positionieren wollen. Inzwischen sehen wir die RATL als eine Messe mit einem symbiotischen Zusammenspiel zwischen Bau- und Recyclingwirtschaft. Für den Tiefbau sind wir stets im engen Austausch mit dem Messebeirat und ideellen Partner der RATL, wie dem VDBUM. Hier möchten wir für das geplante Sondervermögen der Bundesregierung im Bereich Infrastruktur wertvolle Impulse geben. Bis 2031 soll die Generalsanierung von 41 Streckenabschnitten der Bahn erfolgen. Auch dafür gibt der Bundeshaushalt ein kares Signal: Über 23 Milliarden Euro sind für Bundesschienenwege, aber auch für Fernstraßen vorgesehen.
Marc Kallies: Was können Besucher erwarten?
Olivia Hogenmüller: 2025 konzentrieren wir uns im Tiefbau-Schwerpunkt auf Prozesse im Gleisbau. Erstmals widmen wir dem Thema „Infrastrukturbau im Kontext Gleis ud Umgebung“ eine eigene Musterbaustelle. Wir zeigen mit einem Zweiwegebagger klassische Schotter- und Schwellenarbeiten direkt im Gleisbett. Parallel dazu präsentieren wir typische Tiefbauarbeiten neben dem Gleis wie die Rohrverlegung, das Anlegen von Mastfundamenten oder die Hangsicherung. Ziel ist es, unser klassisches RATL-Publikum mit neuen Impulsen abzuholen. Unsere Besucher sollen Anregungen bekommen, sich auf Ausschreibungen zu bewerben, die nicht primär auf sie zugeschnitten sind. Natürlich soll dies auch ein Nischenpublikum aus dem Gleisbau-Segment anziehen, wichtig ist uns aber die hohe Relevanz für die breite Praxis.
Baublatt: Was haben Sie sich für den Abbruch und das Recycling vorgenommen?
Olivia Hogenmüller: Hier waren wir ebenfalls im engen Austausch mit unseren Beiratsmitgliedern, konkret dem bvse und dem Deutschen Abbruchverband. Der Bedarf spricht für sich: 33 Kraftwerke werden in Deutschland in den kommenden Jahren rückgebaut. 16.000 Brücken gelten als sanierungsbedürftig. Gleichzeitig müssen Deponiekapazitäten geschont werden und Primärrohstoff-Preise steigen. Umso wichtiger wird die mineralische Aufbereitung von Bauabfällen, der wir uns intensiv widmen. Dabei liegt der Fokus auf praxisnahen Prozessen im Abbruch, in der Aufbereitung und der Entsorgung – wir bilden den kompletten Kreislauf des Materials ab und zeigen, wie aus mineralischen Reststoffen hochwertige RC-Baustoffe werden, etwas für Tragschichten, den Kanalbau oder als Betonzuschlag. Genau hier wird das Zusammenspiel aus Tiefbau und Recycling greifbar.
Marc Kallies: Andere Messen legen den Fokus auf Trends, die das Bauen bestimmen, wie Nachhaltigkeit oder Digitalisierung. Wie steht es damit?
Olivia Hogenmüller: Ein Fokus liegt darauf, Materialkreisläufe zu schließen. Somit steht die Nachhaltigkeit per se im Mittelpunkt. Unser Wissenstransfer passiert auf Musterbaustellen und Aktionsflächen. Im Bereich Digitalisierung zeigen wir die vernetzte Baustelle genauso wie die digitalisierte Werkstatt: vom Vermessungssystem über Diagnosetools bis hin zur modern ausgestatteten Werkstatt – letzteres auf der gemeinsam mit der Fricke Gruppe neu initiierten Sonderschau Live-Werkstatt powered by GRANIT PARTS. Uns ist wichtig, die Lösung nicht abstrakt oder in der Theorie darzustellen, sondern greifbare, nachhaltige sowie digitale Aspekte im Einsatz anschaulich zu machen.
Baublatt: Apropos greifbar: Live-Demos sind ein wesentliches Aushängeschild der RATL. Ein Tiefbau- oder Abbruchunternehmer weiß doch, wie ein Bagger funktioniert.
Olivia Hogenmüller: Absolut. Aber darum geht es bei Weitem nicht, sondern Technik im Zusammenspiel und im konkreten Anwendungsprozess zu erleben – so wie sie auf der echten Baustelle oder im Recyclingbetrieb tatsächlich eingesetzt wird. Auf der RATL sehen unsere Besucher herstellerübergreifende Lösungen, echte Materialbewegung und realitätsnahe Baustellenprozesse. Wer das live vergleichen, testen und erleben kann, trifft am Ende einfach die bessere Entscheidung. Außerdem kann man bei einer Demo auf viele technische Details eingehen, was kaum in dieser Tiefe möglich ist, wenn eine Maschine rein statisch präsentiert wird. Um deren Besonderheiten zu erfassen, braucht es Zeit. Gerade weil die RATL in ihrer Dimension mit Kompaktheit besticht, lassen sich Details auch verinnerlichen.
Baublatt: Auch wenn die Ausrichtung der RATL die Richtung vorgibt: Welche Besucher wollen Sie konkret ansprechen?
Olivia Hogenmüller: Die RATL richtet sich an Fachpublikum und Entscheider von mittelständischen Bauunternehmen, Abbruch- und Entsorgungsfachbetrieben. 90 Prozent der Besucher haben ein reines Geschäftsinteresse. Davon sind 80 Prozent vor Ort, die auch Investitionen tätigen dürfen. Unser Einzugsgebiet deckt rund 400 Kilometer rund um Karlsruhe ab - ein Viertel der Besucher kommt aber auch von weiter weg. Noch fehlt uns die bundesweite Aufmerksamkeit, auch wenn unser Format stimmig ist und wir mit unserem Gelände die passenden Rahmenbedingungen für unsere Aussteller und Besucher geschaffen haben. Daran wollen wir arbeiten und unseren Radius über Südwestdeutschland hinaus vergrößern.
Marc Kallies: Wie will sich die RATL von anderen Branchenveranstaltungen, insbesondere der Leitmesse bauma, abgrenzen?
Olivia Hogenmüller: Die bauma ist und bleibt die internationale Leitmesse – keine Frage. Aber wir verstehen uns auch nicht als Konkurrenz, sondern als ideale Ergänzung. Mit der RATL haben wir ein stabiles Messeformat etabliert – und das seit fünf Ausgaben am Standort der Messe Karlsruhe. Unsere Ausstellerzahlen sind beständig. Rund 250 Aussteller werden diesmal erwartet. Im Gespräch mit ihnen wird immer wieder betont, dass sie die Qualität der RATL schätzen. Auf Besucherseite bieten wir in einem Jahr, in dem viele Veranstaltungsformate geografisch und thematisch sehr breit gestreut stattfinden, eine Plattform, die kompakt, fokussiert und praxisnah Orientierung gibt. Ein Messetag genügt, um sich über Branchentrends, Neuheiten und Lösungen zu informieren, nein sogar zu erleben – direkt an der Maschine, direkt im Gespräch mit Experten, und das auf einem Gelände, das Überblick schafft.
Baublatt: Messen geben Impulse für Investitionen und kurbeln die Kaufkraft an. Wie wirkt sich die wirtschaftliche und politische Lage auf das Messegeschäft aus?
Olivia Hogenmüller: Natürlich gibt es Unsicherheiten, was die politische Lage betrifft. Aber wir spüren auch: Die Investitionsbereitschaft ist zurück. Gerade Unternehmen, die sich technologisch und organisatorisch weiterentwickeln wollen, sehen in der RATL eine wertvolle Plattform mit klarem Fokus und zielgerichteten Inhalten. Der Zeitpunkt im Oktober ist ideal: Viele Messen sind gelaufen. Auf der RATL kann man sich dann noch mal vor Ort und im Live-Einsatz von der Technik überzeugen, die man gegebenenfalls schon auf einer anderen Messe entdeckt hat und Maschinen miteinander direkt vergleichen.
Marc Kallies: Vor kurzem startete die Messe eine Kampagne mit Unternehmern, die ihre Sicht auf die RATL schildern und somit deren Botschafter sind.
Olivia Hogenmüller: Damit wollen wir der RATL ein Gesicht geben und ihr Profil weiter schärfen. Dazu ist es wichtig, das Ohr nicht nur am Aussteller, sondern auch an den Besuchern zu haben. Mit unserer Testimonial-Kampagne haben wir frühzeitig den direkten Draht zum Markt gesucht. Unsere Markenbotschafter geben Einblicke aus der Branche und decken stellvertretend alle Besucherströme ab. Steffen Feger verkörpert beispielsweise einen Einzelunternehmer, der noch selbst auf dem Bagger seines Tiefbauunternehmens sitzt. Mit Daniel Wild haben wir einen Unternehmer, der das Fuhrparkmanagement in einem deutlich größeren Unternehmensgefüge verantwortet. Robert Oettinger steht für den Abbruch, Ralf Nowak vom Entsorgungsfachbetrieb WEAG für das Recycling, Philipp Erhardt für den GaLaBau und Manuel Kopf als Nachfolgegeneration bei der Vogel-Bau-Gruppe für übergreifende Unternehmsprozesse.
Marc Kallies: Auf der RATL gibt es neue Aktionsflächen und Musterbaustellen. Wie wurden diese konzipiert?
Olivia Hogenmüller: Hier ist unser Messebeirat ein wesentlicher Impulsgeber, der vieles anstößt. Wir arbeiten hier mit namhaften Verbänden, wie dem VDMA – Abfall- und Recyclingtechnik, dem VDBUM, dem bvse, dem Deutschen Abbruchverband und der BDSV zusammen. Wenn in diesem Gremium Themen identifiziert werden, greifen wir diese auf. Das heißt, wir holen uns Betriebe aus dem operativen Geschäft dazu, weil wir von deren Know-how aus dem Tagesgeschäft profitieren wollen. Zum Beispiel haben wir eine Gleisbaustelle von Steffen Feger, einem unserer Testimonials, besucht, um uns einen Eindruck der Prozesse, die ineinandergreifen, zu verschaffen. Was unsere Anbaugeräte-Area betrifft, geht es nicht nur um Werkzeuge für den Abbruch und die Aufbereitung, sondern es gibt erstmals ein Mineralik-Forum, das federführend vom bvse fachlich abgestimmt und begleitet wird. Hier geht es um aktuelles Praxiswissen. Die Ersatzbaustoffverordnung wirft immer noch viele Fragen auf – und wir wollen sensibilisieren, einordnen, aber vor allem konkrete Handlungsoptionen aufzeigen. Ein anderes Thema ist wiederum die Reparatur von Maschinen im laufenden Betrieb – das zweite Maschinenleben und Instandhaltung nehmen eine immer größere Rolle ein. Erstmals wird es die sogenannte Live-Werkstatt geben. Auf der Aktionsfläche Schrott und Metall, die erstmals in einen neu erschlossenen Ausstellungsbereich gerückt ist, haben wir in diesem Jahr einen neuen thematischen Fokus. Wir setzen auf die Verwertung von Autokarosserien – hier wird die komplette Prozesskette rund um die Demontage und Aufbereitung vorgestellt. Auch dabei haben wir uns von der Praxis beraten lassen, welche Lösungen wir umsetzen sollen.
Marc Kallies: Gibt es besondere Formate oder Programme für Auszubildende und Nachwuchs-Fachkräfte?
Olivia Hogenmüller: Vor zwei Ausgaben der RATL haben wir die sogenannte „Baustelle Zukunft“ ins Leben gerufen und zwar aus eigenen Kräften zusammen mit Partnern, Unternehmen und Verbänden. Wir geben ausführenden Firmen die Chance, sich selbst als Arbeitgeber darzustellen, um Recruiting zu betreiben. In diesem Jahr wird zum ersten Mal eine Azubi-Baustelle integriert, mit echten Maschinen, Tätigkeiten und Auszubildenden. Es werden einzelne Bauabschnitte geschaffen, in denen der Tiefbaufacharbeiter, Straßenbauer, Baugeräteführer oder Land- und Baumaschinenmechatroniker selbst Einsätze aus der Ausbildung zeigen. Geplant sind drei Präsentationen täglich. Die „Baustelle Zukunft" wiederum richtet sich an Schüler, die Orientierung für ihre Berufswahl suchen und auch an Azubis, die sich gegenwärtig im aktuellen Ausbildungsberuf vielleicht nicht so wohlfühlen. Wir möchten ihnen andere Weiterentwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. Hier haben wir Partner, wie den GaLaBau-Verband Baden-Württemberg, den VDBUM und die Bauwirtschaft Baden-Württemberg mit ihrer Initiative „Bau dein Ding“ an unserer Seite.
Baublatt: Welche Botschaften kann eine Messe im Bereich Aus- und Weiterbildung transportieren?
Olivia Hogenmüller: Im Zuge der Vorbereitung haben wir registriert, dass vielen gar nicht bewusst ist, wie spannend die Technologien sind, mit denen auf der Baustelle schon heute gearbeitet wird. Da herrscht immer noch das Bild von der Abrissbirne in den Köpfen. Im Live-Betrieb wollen wir zeigen, was es mittlerweile für innovative Möglichkeiten gibt. Gleichzeitig wollen wir vermitteln, welchen Anteil die Branche an der Wirtschaftskraft von Deutschland hat. Wir wollen für coole Stimmung sorgen und haben extra einen Foodtruck sowie einen DJ vor Ort. Schulklassen können sich für ein Halbtagesprogramm bei uns anmelden. Sie bekommen einen Einblick in die „Baustelle Zukunft“ und es wird ein kleines virtuelles Klassenzimmer eingerichtet. Dann geht es zur Demofläche. Geplant ist, mit den Azubis über die Messe zu gehen und dabei verschiedene Aussteller zu besuchen.
Baublatt: Sie haben schon viele Argumente für einen Besuch der RATL geliefert. Doch welche Botschaft wollen Sie Besuchern mitgeben, warum sie die Messe nicht verpassen sollten?
Olivia Hogenmüller: Die Messe vereint Technik, Trends sowie Tatkraft und das live. Die RATL lässt sich an einem Tag erleben, ohne als Besucher oder Besucherin von der Fülle an Informationen und Exponaten überfordert zu sein. Messe und Gelände bieten für den Besuch eine gute Orientierung, innovative Produkte und Lösungen – auch im Prozess und in der Kombination. Damit schafft die RATL die Grundlage für zukünftige Investitionsentscheidungen.